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    Weiter für Artenvielfalt kämpfen !

    Mai 2012
    Verantwortung für bedrohte Vielfalt

    Ganz im Zeichen der Biodiversität stand die Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz in Mamming.

     

    Der Bund Naturschutz stellt sich der Aufgabe des Schutzes der Biodiversität seit seiner Gründung vor  90 Jahren. In seinem Rechenschaftsbericht stellte Peter Hirmer einen Ausschnitt der Aktivitäten im Landkreis dar zeichnete ein sehr kontrastreiches Bild von Erfolgen einerseits und noch anstehenden Aufgaben andererseits.

    Das einschneidenste Projekt im Rechenschaftsjahr war der Kauf von nahezu 30 ha landwirtschaftlicher Fläche zwischen Landau und Wallersdorf mit Unterstützung des Bayerischen Naturschutzfonds.  Dort wo jetzt noch zu großen Teilen Mais angebaut wird, sollen in den nächsten Jahren artenreiche Feucht- oder Magerwiesen entstehen. Seigen und Tümpel werden ausgehoben, und so Amphibien neuen Lebensraum bieten. Dieser Kauf bindet einen großen Teil der finanziellen Möglichkeiten der Kreisgruppe, kann aber den Trend zu einer schleichenden Zerstörung der Lebensräume nur teilweise bremsen. Hirmer stellte drei Straßenbauprojekte vor, die allein in unserem Landkreis in Planung sind, vollkommene Neutrassierungen darstellen und weitere Zerschneidungseffekte der Landschaft zur Folge haben werden:

    Der dritte Autobahnanschluss in Dingolfing dient im Wesentlichen dem Anschluss des Logistikzentrums, muss aber um genehmigungsfähig zu sein eine überörtliche Bedeutung bekommen. Aus diesem Grund sollen die Isarauen zwischen Dingolfing und Loiching mit einer vollkommen neuen Trasse durchschnitten werden. Ein Alternativvorschlag mit einem Ausbau des vorhandenen Autobahnanschlusses wurde im Kreistag nicht einmal ernsthaft diskutiert.
    In Reisbach soll eine Südumgehung gebaut werden, die verkehrlich wenig Sinn macht, aber einige Naturräume zerschneidet. Hier hat das Verwaltungsgericht aber immerhin im Sinne von Haselmaus und Kammmolch entschieden und verlangt eine Neuauflage der Planung. In Pilsting soll die Staatstraße von Harburg wegverlegt werden, mitten hinein in eine von Bächen und Wiesen geprägte Landschaft um die Planungen für ein künftiges Industriegebiet in Autobahnnähe zu rechtfertigen.

    Die besondere Verantwortung des Landkreises Dingolfing-Landau für den Erhalt der Artenvielfalt erläuterte Regionalreferent Kurt Schmid.  Der Schöne Lauch (Allium pulchellum) kommt bayernweit nur noch in unserem Landkreis vor und ist ansonsten ausgestorben. Letzte Vorkommen der Becherglocke gibt es nur noch in unserem Landkreis. Im Königsauer Moos leben noch die größten Vorkommen des Großen Brachvogels. Aber auch mit dem Königsauer Moos steht es wie mit allen Mooren weltweit nicht zum Besten. Es gibt große Widerstände gegen eine Wiedervernässung von Teilen des Mooses, dabei wäre schon viel gewonnen, wenn wenigstens die schleichende Austrocknung durch immer tiefere Gräben gestoppt werden könnte.

    Kurt Schmid ermunterte die anwesenden Mitglieder nicht zu ruhen im Sinne des bayerischen Reichtums und sich nicht auf die Sonntagsreden der heimischen Abgeordneten zu verlassen, denn für die ist Naturschutz noch immer „Luxusthema“ und alles andere als eine Überlebensfrage.  

    Dingolfing-Landau im Flächenverbrauch an Bayerns Spitze

    Diese Karte zeigt die Zunahme des Flächenverbrauchs in den bayerischen Landkreisen. Dunkelbraun steht für eine sehr hohe Zunahme. Der Landkreis nimmt hier nicht nur seit 1980 mit über 70% eine Spitzenposition ein, auch in den Jahren 2000 bis 2004 war die Zunahme mit über 8% innerhalb Bayerns ein Rekord.

    „Kröten sind nicht nur für die Kreiskasse wichtig“!

    Dingolfing/Landau: Kröten sind nicht nur für die Kreiskasse wichtig, diese Aussage traf Landrat Heinrich Trapp bei der Besichtigung der Amphibienschutzeinrichtungen an der Kreisstraße zwischen Töding und Türnthenning. Teilnehmer des Ortstermins waren Dr. Späth vom Landschaftspflegeverband, Herr Lehrl vom Kreisbauhof, Frau Veith von der Unteren Naturschutzbehörde und Franz Sirtl als Vertreter der Naturschutzverbände. Sirtl kümmert sich seit mehreren Jahren ehrenamtlich um den Schutz der Kröten, Frösche und Molche im Landkreis. Er organisiert alljährlich im Frühjahr die Betreuung mehrerer Amphibienzäune. Unterstützt wird er dabei von Kreisbauhof, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Gartenbauvereinen und mehreren Privatpersonen. Ohne ihre Mithilfe wäre das konsequente Absammeln und Erfassen der Tiere bei einer Gesamtlänge von 4,5 km Krötenzaun im Landkreis nicht möglich. 50 km habe er heuer bei seinen Kontrollgängen an den Zäunen bei Töding und der Autobahnüberführung Großköllnbach schon zurückgelegt. Er leert die eingegrabenen Eimer entlang der Zäune seit Mitte Februar täglich aus und bringt die Tiere sicher über die Straßen. Um den Amphibien im Landkreis dauerhaft zu helfen, wünscht er sich mehr Feuchtgebiete im Landkreis wo keine Straße in der Nähe ist. Die Sammelergebnisse der 10 betreuten Kröten-Straßenübergängen im Landkreis laufen bei Dr. Jochen Späth in der Geschäftsstelle des Landschaftspflegeverbandes zusammen. Leider seien die Zahlen seit mehreren Jahren rückläufig, trotz verstärkter Schutzbemühungen im Königsauer Moos und auch andernorts. Alarmierend sei, dass diese Negativentwicklung der Amphibienbestände bayernweit zu beobachten ist. Der Landschaftspflegeverband werde sich daher weiterhin verstärkt für die Schaffung von Feuchtgebieten einsetzen. Zu den Krötenzäunen sprach er noch ein Problem an. Zuwandernde Alttiere würden mit ihnen zwar im Frühjahr gut erfasst, die rückwandernden Jungtiere fielen dann aber doch wieder dem Verkehr zum Opfer. Abhilfe bringen fest installierte Leiteinrichtungen und Krötentunnel. Herr Lehrl vom Landkreis Bauhof erläuterte, dass diese bei neuen Straßen, wie z.B. im Weilnbachtal, eingebaut werden. Er erklärte den Anwesenden auch die beiden Krötentunnel vor Ort. Da die Amphibien die Tunnels nur annehmen wenn sie hell sind, mussten relativ große Kastendurchlässe eingebaut werden. Frau Veith von der Unteren Naturschutzbehörde unterstrich die Wichtigkeit des Amphibienschutzes. Von den 14 im Landkreis vorkommenden Lurcharten fänden sich 9 in der Schutzliste für FFH-Gebiete. Dies zeige die besondere Verantwortung unseres Landkreises für diese Arten. Zum Schluss würdigte Landrat Trapp den Amphibienschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe in unserem Landkreis.   Er bedankte sich bei allen Anwesenden für Ihren Einsatz und sagte ihnen weiter seine Unterstützung zu. Von den weiteren Grundankäufen und Biotopschaffungen im Königsauer Moos erhoffe er sich auch eine positive Auswirkung auf den Bestand unserer Lurche.

    Warum der BN gegen eine Bejagung der Biber ist ..

    • Weil der Biber gesetzlich geschützt ist
    • Weil es ein großer Erfolg ist, wenn eine ausgestorbene Art wieder angesiedelt werden kann.
    • Weil der Biber in vielen anderen Teilen Deutschlands und Europas sehr selten ist.
    • Weil man seltene Arten da schützen muss, wo sie häufig sind.
    • Weil andere Wildtiere trotz Bejagung wesentlich höhere Schäden verursachen, als der Biber
    • Weil wir auch von anderen Ländern verlangen, wildlebenden Tieren einen Lebensraum zu geben. (Kraniche in Spanien, Großtiere in Afrika, Tiger in Indien etc.)
    • Weil der Biber hervorragende neue Biotope für Rote Liste Arten schafft.
    • Weil der Biber hervorragende Arbeit bei der Umsetzung des Staatszieles Wasserrückhaltung in der Fläche leistet.
    • Weil der Biber nicht gefährlich ist (anders als Wolf und Bär)
    • Weil der Biber seinen Bestand selber reguliert, nur an Gewässern lebt und sich nach Besetzung aller Reviere nicht weiter ausbreitet.
    • Weil sich die Landwirte bei regelmäßiger Kontrolle ihrer Bachfelder selber gut vor Biberschäden schützen können.
    • Weil es im Gegensatz zu anderen Wildtieren beim Biber kostenlose behördliche Unterstützung und sogar Ausgleichszahlungen gibt.
    • Weil es möglich wäre durch Bodenordnerische Maßnahmen die Biberschäden in Nutzen für die Gesellschaft um zu wandeln. z.B. Überschemmungsflächen belassen und  durch Flächentausch aus der Nutzung nehmen.
    • Weil der Biber ein Teil der Schöpfung ist, genau wie wir selber.

    Die Tier- und Pflanzenarten schwinden dahin

    Bei der letzten Bund Naturschutz Kreisversammlung war das Thema Biodiversität/Artenschutz ein Schwerpunkt. Es waren sich alle einig, dass die Entwicklung des Rückgangs von Tier- und Pflanzenarten angebrochen voranschreitet.Weder Politik noch weniger die Landwirtschaft, die die grössten Möglichkeiten haben diese beängstigende Entwicklung zu stoppen, zeigen ernsthaft Interesse daran. Der Kreisvorsitzende des BN Josef Viehbeck stellte an Hand eines Zitats des Bayerischen Landesamtes für Umwelt in der Bilanz der „Roten Liste“ für gefährdete Tiere Bayerns fest: Solange sich reale Bestandsveränderungen bedrohter Arten in den vergangenen 10 – 13 Jahren belegen lassen, ist die Dominanz abnehmender Trends ungebrochen. Die bedrohten Arten stehen stellvertretend für die Situation des Arten- und Biotopschutzes, die sich in der Fläche verschlechtert hat. Nach wie vor gehen wertvolle, teils unersetzliche Lebensräume verloren. Die größte Gefährdung für die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft, so Viehbeck, gehen von der zu intensiven Landwirtschaftlichen Nutzung mit der damit verbundenen Verarmung an Kleinstrukturen und Lebensräume aus. Besonders auch in Bayern sind die Rückgänge von sogenannten „Allerweltsarten“ wie Feldlerche, Goldammer, Rauchschwalbe oder auch Grasfrosch in alarmierender Form zu beobachten. Aber auch der Flächenverbrauch durch Bau- und Industriegebiete sowie der Straßenbau trägt zu dieser Entwicklung nicht unwesentlich bei. Beobachtet man das momentane Geschehen der Kommunalwahlen, so gibt es nur sehr wenige Gruppierungen, die das wichtigste Thema für die Zukunft der Menschheit den Klima- Umwelt- und Naturschutz als Priorität auf ihre „Fahnen“ geschrieben haben.

    Die Aufforderung an die Politik und die Landwirtschaft des Landkreises vom Bund Naturschutz an Politik und Landwirtschaft lautet:

    Stopp, der weiteren Zerstörung unserer Natur! Schluß mit unnötigen naturzerstörenden Straßenbaumaßnahmen, wie Straße Weilnbachtal, Ortsumgehung Reisbach und dritte Autobahnanschluss Dingolfing. Schluß mit den ungezügelten Flächenverbrauch. Wer den Bund Naturschutz unterstützen will, ob mit einer Mitgliedschaft oder Förderspende oder auch Aktiv, kann sich in der BN Geschäftsstelle am Pfarrplatz 5 in Dingolfing Tel. 08731/60981 melden und informieren. Auch im Internet unter www.dingolfing-landau.bund-naturschutz.de gibt es viele Informationen über die Aktivitäten der Bund Naturschutz Kreisgruppe mit ihren Ortsgruppen.

    Ein Gesamtverkehrskonzept muss her

    Derzeit überschlagen sich die Planungen für neue Straßen, gerade so als ob der Landkreis vollkommen neu erschlossen werden müsste. Bei einem Pressegespräch wurden alle Punkte auf den Tisch gelegt.
    Dritter Autobahnanschluss: Eigentlich würde ein reiner Autobahnanschluss ausreichen, um den Anforderungen von BMW Genüge zu leisten. "Man muss nur dieses spezielle Problem lösen, und nicht den gesamten Raum mit Verkehr überlasten", so Peter Hirmer. Weitere Folgeprobleme im Raum Dornwang sind abzusehen, weitere Wiesenbrütergebiete sind in der Gefahr durchschnitten zu werden. Im Raum Teisbach ergeben sich noch nicht abzusehende Folgewirkungen.
    Weilnbachtal:
    Hier gehen die Planungen in die heiße Phase. Aber was macht diese Trasse hier im Osten von Dingolfing für einen Sinn, wenn gleichzeitig noch nicht klar ist, was im Westen von Dingolfing geschehen soll.
    Harburg:
    Die Erschließung des Raumes nördlich von Landau mit Autobahn und B20 ist scheinbar nicht ausreichend, so dass eine weitere West-Ost Trasse durch ein bisher nicht zerschnittenes Gebiet geplant wird.
    Reisbach:
    Mehrere Trassen führen an Reisbach vorbei. Damit nicht genug, eine Südumgehung soll gegen große Widerstände durchgedrückt werden.